Stell dir vor, du wachst morgens auf, öffnest deinen Kleiderschrank und siehst nur Lieblingsteile, die sich wunderbar miteinander kombinieren lassen. Du greifst einfach zu und fühlst dich sofort gut angezogen und wohl.
Wäre das nicht toll?
Zum Glück ist das gar nicht so schwer zu erreichen.
Bevor du jedoch voller Motivation deinen Kleiderschrank ausmistest, wäre es hilfreich zu überlegen, wie viele Kleidungsstücke du wirklich für deinen aktuellen Lebensstil benötigst und welche Eigenschaften sie haben sollten, damit du sie oft und gerne trägst – echte Lieblingsstücke eben.
Oft sammeln sich in Schränken Kleidungsstücke an, die zwar schön, aber schwer mit anderen kombinierbar sind. Manche passen nicht zu deinem täglichen Leben oder entsprechen nicht deinem persönlichen Stil.
Diese enden oft als „Schrankleichen“.
Gleiches gilt für Kleidung, die man in der Hoffnung aufbewahrt, dass sie irgendwann wieder passen wird. Manche Teile sitzen einfach nicht richtig, haben die falsche Farbe oder sind aus einem Material, in dem man sich nicht wohl fühlt.
Sie nehmen Platz weg und kosten dich letztendlich Zeit und Energie.
Ein weiterer Punkt, der im Alltag viel Stress verursachen kann, ist die optimale Menge an Kleidung.
Hast du zu wenig, entsteht der Druck, häufiger zu waschen, weil du sonst nichts anzuziehen hast.
Zu viel Kleidung kann stressig sein, weil sich schnell Wäscheberge anhäufen und du mehr Arbeit beim Aufhängen, Zusammenlegen und Verräumen brauchst.
Du merkst, wie viele verschiedene Faktoren und Empfindungen rund um deine Kleidung eine Rolle spielen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dir Schritt für Schritt eine Garderobe voller Lieblingsstücke erschaffst und dabei auch noch jede Menge Stress und Geld sparst.
Klingt gut? Dann lass uns starten:
Schritt 1: Menge & Eigenschaften
Um die optimale Menge für dich herauszufinden, überlege zunächst, wie häufig du tatsächlich wäscht. Je nach deiner Antwort variiert die Anzahl der benötigten Kleidungsstücke.
Wenn du nur einmal pro Woche waschen möchtest, brauchst du mehr Teile als jemand, der alle zwei Tage wäscht.
Wie häufig wäscht du helle, bunte, Koch- oder Wollwäsche?
Du solltest so viel Kleidung der jeweiligen Waschkategorie haben, dass sie ausreicht, bis du das nächste Mal wäschst.
Je mehr Familienmitglieder, desto weniger Teile braucht jede:r Einzelne, da die Waschmaschine ohnehin schnell voll ist.
Notiere dir also:
- Für wie viele Tage brauche ich Kleidung? Kleidung für einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen ist für viele ideal.
- Für welche Aktivitäten benötige ich in meinem Alltag Kleidung? Hobby, Sport, Putzen, Entspannen, Essen gehen, Spielplatz, Wechselkleidung für Kindergarten, Theater, Gartenarbeit, Feiern, …
- Welche Kleidungsstücke brauche ich für die einzelnen Aktivitäten? Unterwäsche, Shirts, Hosen, Schuhe, Jacken, Pullis, …
- Welche Anzahl des jeweiligen Kleidungsstückes benötige ich für einen Waschintervall? Also wieviele verschiedene Hosen, T-Shirts etc. trage ich innerhalb dieses Zeitraumes?
Um deinen individuellen Stil und die für dich perfekte Kleidungsauswahl zu finden, lohnt es sich, deinen Alltag genauer unter die Lupe zu nehmen.
Beobachte dich im Alltag
- Welche Kleidungsstücke trägst du wirklich oft und gerne? Notiere dir deine Lieblingsteile und überlege, warum du sie so gern trägst. Ist es das Material, der Schnitt, die Farbe? Oft greifen wir trotz großer Auswahl immer wieder zu den gleichen Stücken, weil wir uns darin einfach am wohlsten fühlen.
- Wie kombinierst du deine Kleidung am liebsten? Trägst du lieber helle Hosen mit dunkleren Oberteilen oder andersherum? Dunkle Blazer über hellem Shirt oder andersherum? Grobstrick über feiner Baumwolle oder eher fein über grob?
- Welche Farben und Farbkombinationen sind deine Favoriten? Welche stehen dir besonders gut?
- Magst du es gerne, Uni oder gemustert? Grafische, Paisley- oder Blumenmuster? Streifen, breit oder schmal, längs oder quer?
- Achte auch auf die Materialien, die du magst – Baumwolle, Wolle, Leinen, …?
- Welche Schnitte bevorzugst du? Magst du Oberteile, die oberschenkellang und weit sind, oder lieber kurz und schmal? Trägst du gerne Kurzarm, 3/4-Ärmel oder Langarm? Bevorzugst du Slim Fit Hosen oder den Marlene-Stil?
- Welche Kleidungsstücke sind vielseitig einsetzbar? Teile, die du sowohl im Alltag als auch zu besonderen Anlässen tragen kannst, sind besonders wertvoll.
- Welche Eigenschaften und Funktionen soll das Kleidungsstück haben?
Die Funktionalität ist besonders bei Jacken und Schuhen spannend. Je vielseitiger ein Kleidungsstück ist, desto weniger Einzelteile brauchst du in dieser Kategorie.
Ein Beispiel: Eine Jacke, die regendicht, atmungsaktiv und farblich neutral ist, passt zu all deinen Outfits und erfüllt viele Bedürfnisse auf einmal.
Schritt 2: Farbe, Stil & Kombination
Ein harmonisches Farbschema, ein einheitlicher Stil und ein großer Anteil an Basic-Teilen in deiner Garderobe helfen dir, viele Outfits mit wenigen Teilen zu kreieren.
Manchmal sehen wir einen Stil oder ein Kleidungsstück an anderen Menschen und finden es toll. Wir kaufen die entsprechenden Teile, stellen aber später fest, dass wir sie doch nicht tragen. Hier ist es wichtig, ehrlich zu dir selbst zu sein und zu prüfen, ob sie tatsächlich zu deinem Alltag und deinem Stil passen.
Im ersten Schritt hast du herausgefunden, welche Farben und Stile wirklich zu dir und deinem Alltag passen.
Nun sehen wir uns an, wie du mit diesen Erkenntnissen eine Wohlfühl-Garderobe zauberst, mit der du kinderleicht und intuitiv immer gut angezogen bist.
So findest du dein Farbschema
Ein gut durchdachtes Farbschema sollte überschaubar sein und dir gleichzeitig viel Flexibilität bieten. Mit 4–5 Basisfarben legst du eine solide Grundlage, die du mit 2–3 Akzentfarben auflockern kannst.
Je nach deinem Farbtyp eignen sich als Basisfarben Schwarz, Naturtöne, Grau, Blau, Braun oder Grüntöne. Auf deiner Farbpalette sollten eine dunkle (wie Dunkelblau, Schwarz, Dunkelgrau oder Dunkelbraun) und eine sehr helle Basisfarbe (Weiß, Ecru oder eine sehr helle Variante einer anderen Basisfarbe) vertreten sein.
Alle Basisfarben sollten harmonisch miteinander kombinierbar sein und etwa 70–80 % deiner Garderobe ausmachen.
Die Akzentfarben bringen Abwechslung und verhindern, dass deine Garderobe langweilig wird. Sie müssen nicht untereinander kombinierbar sein, sollten aber zu jeder deiner Basisfarben passen. Sie machen etwa 20-30 % deiner Garderobe aus und eignen sich bestens für Schuhe, Schmuck und Accessoires.
Achte bei deiner Farbauswahl aufs Detail. Jede Farbe gibt es in verschiedenen Nuancen, z. B. rein und leuchtend, meliert oder mit Gelb-, Blau-, Rot- oder Graustich. Bleibe in deiner Farbpalette bei der Nuance, die deine Ausstrahlung am besten unterstützt. So harmonieren deine Farben optimal.
Eine professionelle Farb- und Stilberatung kann dir helfen, ein für deinen Farbtyp optimales Farbschema zu finden und dadurch Fehlentscheidungen beim Aussortieren und Einkaufen zu vermeiden.
Auf Pinterest findest du unter den Suchbegriffen „Farbschema“ oder „Farbpalette“ jede Menge Anregungen für harmonische und interessante Farbkombinationen.
Welche Kleidungsstücke und Accessoires du in welchen Basis- oder Akzentfarben wählst, hängt davon ab, wie du deine Kleidung am liebsten kombinierst.
Beobachte dich selbst: Trägst du lieber dunkle Hosen und helle Oberteile? Dann sollte keine deiner Hosen heller sein als dein dunkelstes Oberteil.
Mini-Workbook
Um es dir möglichst einfach zu machen, habe ich für dich ein kleines Workbook vorbereitet. Es enthält eine Übersicht, auf der du festhalten kannst, welche Mengen du brauchst und welche Eigenschaften deine Kleidungsstücke haben sollten.
Außerdem findest du dort eine Vorlage mit der du deinen individuellen Farbpass gestalten kannst.
Du kannst dir das Workbook hier herunterladen.
Schritt 3: Bestandsaufnahme
Inzwischen weißt du sehr genau, welche und wie viele Kleidungsstücke du brauchst und welche Farben und Eigenschaften sie haben sollten.
Jetzt ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Schau dir an, welche Kleidungsstücke du bereits hast, die deinen Kriterien entsprechen. Trenne dich von Teilen, die du nicht oft trägst, die nicht gut sitzen oder sich nicht kombinieren lassen.
Wenn du unsicher bist, probiere das Kleidungsstück an und kombiniere es mit den Teilen, von denen du sicher weißt, dass sie in deiner „neuen“ Garderobe bleiben werden. Teste, wie sich das Outfit für dich anfühlt.
Die folgenden Fragen helfen dir dabei, zu entscheiden, welche Teile deine Garderobe wirklich bereichern:
- Passt dieses Kleidungsstück in Farbe und Stil zu mir und meinen Lieblingsteilen?
- Lässt sich dieses Kleidungsstück mit mehreren anderen Lieblingsteilen kombinieren? Trage ich diese Kombinationen tatsächlich?
- Fühle ich mich in diesem Teil rundum wohl? Stört oder nervt mich etwas daran, wenn ich es trage?
- Wie häufig trage ich dieses Kleidungsstück?
- Habe ich weitere sehr ähnliche Teile? Brauche ich wirklich mehrere?
- Würde ich dieses Teil noch einmal kaufen, wenn es kaputt ginge oder ich es verlieren würde?
- Wollte ich dieses Kleidungsstück, oder hat es „einfach so“ seinen Weg zu mir gefunden?
- Könnte ich dieses Teil für wenig Geld ersetzen oder leihen, sollte es doch einmal fehlen?
- Behalte ich dieses Teil, weil ich einen Wunsch oder eine Erinnerung damit verbinde?
Oft hilft es auch, sich ein „Referenzteil“, also ein absolutes Lieblingsstück zu nehmen, an dem sich die anderen Kleidungsstücke messen müssen.
Schritt 4: Ergänzen
Überlege, welche Basisstücke dir fehlen, um eine gut kombinierbare Garderobe zu haben. Kaufe gezielt die Teile, die dir noch fehlen.
Achte dabei auf Qualität und darauf, dass sie deinen Kriterien entsprechen, damit die neuen Teile nicht zur „Schrankleiche“ werden.
Outfits für noch mehr Abwechslung
Manchmal kann selbst die beste Capsule Wardrobe langweilig werden. Vielleicht hast du auch Lieblingsteile, die nicht zu deinem Farbschema passen, oder spezielle Kleidung, die du nur zu besonderen Anlässen trägst.
Musst du dich von diesen Stücken trennen?
Natürlich nicht!
Erweitere deinen Kleiderschrank einfach mit ein paar besonderen Outfits, die du als komplette Kombination trägst.
Hänge sie direkt zusammen auf einen Bügel und gib ihnen einen eigenen Platz im Schrank. So stören sie dich nicht bei der Auswahl aus deiner Capsule Wardrobe und du kannst weiterhin spontan und intuitiv entscheiden, was du tragen möchtest.
Capsule Wardrobe für Kinder
Auch für Kinder ist eine reduzierte Garderobe Gold wert, damit sie einen Überblick behalten und ihre Wäsche gut selber organisieren können.
Überlege, welche Aktivitäten dein Kind täglich macht: Kindergarten, Spielplatz, Sport, Feiern. Welche Kleidungsstücke werden dafür benötigt? Und welche Menge braucht ihr, um den Wäscheintervall entspannt zu halten?
Achte auch bei deinem Kind darauf, dass die Kleidung gut kombinierbar ist. Das erreichst du zum Beispiel mit schlichten Unterteilen in neutralen Farben, zu denen sich kunterbunte Oberteile oder Kleider kombinieren lassen.
So wird sich dein Kind auch mit etwas weniger Teilen nicht eingeschränkt fühlen.
Mit diesen Überlegungen und Schritten kannst du nun deinen Kleiderschrank durchforsten und gezielt die Teile auswählen, die perfekt zu deinem Leben passen. So wird das morgendliche Anziehen zum Vergnügen, und du fühlst dich jeden Tag wohl in deiner Kleidung.
Melde dich gerne, wenn du Fragen hast.
Ich wünsche dir viel Spaß dabei!
Sonnige Grüße
Deine Michaela
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