Fragst du dich das auch oft?
Damit wir besser verstehen, wie unsere Kinder ticken und wie wir ihnen helfen können, Ordnung zu lernen, schauen wir uns in diesem Artikel einmal an, wie Ordnung für Kinder überhaupt funktioniert.
Zuerst die gute Nachricht: Kinder sind ordentlich.
Die schlechte: Nur oft anders, als wir uns das vorstellen.
Kindern ist Ordnung sehr wichtig
Wusstest du schon?
Bereits im Mutterleib bis ins Alter von ca. 4,5 Jahren haben Kinder einen ganz besonderen Ordnungssinn. In der Montessori-Pädagogik nennt man diese Zeit die „sensible Phase für Ordnung“.
Schon kleine Babys suchen unbewusst nach zuverlässigen Mustern und Strukturen in einer Welt, die sie als chaotisch erleben, um sich wohl und sicher zu fühlen. Ein klar strukturierter Tagesablauf und eine verlässliche räumliche Ordnung helfen ihnen dabei.
Bei Kindern ab ca. 2 Jahren zeigt sich meistens ein riesiges Interesse an allem, was mit zeitlicher und räumlicher Ordnung zu tun hat. Dein Kind weiß inzwischen ganz genau, wo etwas hingehört (sofern das Teil bei euch einen festen Platz hat) und hilft gerne beim Aufräumen (wenn es das selbstständig kann). Es sucht regelrecht nach Sinn und Struktur, um sich in unserer bunten Welt zu orientieren und braucht die äußere Ordnung, um seine inneren Strukturen gut aufbauen zu können.
Bestimmt hast du auch schon beobachtet, dass sich dein Kind in diesem Alter gerne mit allem beschäftigt, womit es kreativ mit Mustern und Strukturen arbeiten kann.
Auch schon in diesem Alter möchten Kinder wirklich nützlich für die Familie sein und sinnvolle Tätigkeiten übernehmen, anstatt nur „beschäftigt“ zu werden.
Zugegeben, das kostet häufig Zeit und Nerven und nicht jede Situation (oder die eigene Verfassung) gibt es her, dass wir unsere Kinder in unsere Alltagsaufgaben entspannt einbeziehen.
Hier hilft ein gut durchdachtes, familiengerechtes Ordnungssystem enorm, unsere Nerven zu schonen und das WIR-Gefühl zu stärken. Gleichzeitig erleben unsere Kinder Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit und fühlen sich dabei stolz und wertvoll.
Was für eine unglaublich wichtige Erfahrung, die sich nicht nur für unsere Kinder langfristig auszahlt.
Allerdings gehört auch das Auflösen von Ordnung – man könnte es auch „Unordnung machen“ nennen 😉 – zu dieser Phase.
Kinder probieren aus, wie es sich anfühlt, die Ordnung durcheinander zubringen und selbst wieder herzustellen. Dabei brauchen sie in diesem Alter oft unsere Hilfe, gerade wenn unser Ordnungssystem nicht auf die Fähigkeiten unseres Kindes abgestimmt ist.
Etwa ab dem fünften Lebensjahr lässt das Interesse für Ordnung nach und es entsteht häufig mehr Unordnung. Doch das, was dein Kind bis dahin verinnerlicht hat, bleibt ihm natürlich erhalten.
Wieso haben wir dann dauernd Chaos im Haus?
Das könnte daran liegen, dass für unsere Kinder Ordnung etwas ganz anderes bedeutet als für uns.
Überlege dir einmal, wie lange es gedauert hat, dein aktuelles Ordnungssystem herzustellen und wie viel Zeit, Energie und Gedanken du darin investiert hast. Und wie schwierig es manchmal für andere Erwachsene, die mit im Haushalt leben, ist, zu verinnerlichen, wo etwas nach deinem System hingehört. Oder umgekehrt, wie schwer es dir fällt, wenn dein:e Partner:in ein Ordnungssystem hergestellt hat, das du nicht durchschaust oder sinnvoll findest, diese Ordnung einzuhalten.
Wenn wir uns das klarmachen, merken wir schnell, dass unser Ordnungssystem für unsere Kinder oft völlig unklar und schwer durchschaubar ist. Vielleicht sehen sie auch einfach keinen Sinn darin, die Dinge genau da hinzulegen, wo wir das gerne möchten. Vielleicht ist aus ihrer Sicht ein anderer Platz für ihre Sachen viel sinnvoller, nämlich da, wo sie sie sehen, da wo sie sie jederzeit erreichen und einen Überblick haben. Dieser Platz ist meistens der Fußboden und jede freie Fläche, die sie erreichen können. Dort sehen sie alles, was sie gerade interessiert, und können es nach ihrem eigenen System ordnen.
Doch das ist eben das, was wir oft als Unordnung empfinden.
Ein weiterer Punkt, der es unseren Kindern so schwer macht, Ordnung zu halten, sind Barrieren, die sie überwinden müssen, um die Dinge wieder an die Stelle zu legen, an der wir sie gerne hätten. Das können Schranktüren sein, Deckel, die sie öffnen müssen, Dinge, die zu hoch, gestapelt oder hinter einander liegen, zu große, zu volle, zu schwere Behälter …
Diesem Thema habe ich einen eigenen Blogartikel gewidmet.
Ein kleines Experiment
Begib dich auf die Knie und schau dir deine Wohnung aus der Perspektive deines Kindes an.
- Was siehst du alles?
- Was kannst du erreichen?
- Wie schwer oder unhandlich ist es?
- Was musst du tun, um dieses oder jenes Teil zu nehmen und zurückzustellen?
Aus diesem Blickwinkel betrachtet wird schnell klar, dass du viel dafür tun kannst, deinem Kind das Aufräumen zu vereinfachen. Ein Ordnungssystem, das für die ganze Familie funktioniert, ist klar, durchschaubar und berücksichtigt die Fähigkeiten aller Familienmitglieder.
Und schon wieder überall Haufen…
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen du auch mit allerbestem Willen keine Ordnung entdecken kannst. Alles liegt durcheinander und dein Kind spielt einfach woanders. Grrrrr!
Wenn wir einen Blick in unsere Evolutionsgeschichte werfen, liegt der Grund dafür auf der Hand:
Unsere Steinzeit-Kinder sind Spielnomaden. Sie spielen dort, wo Platz ist, mit dem, was sie finden, solange es interessant ist, lassen es danach einfach liegen und ziehen weiter.
Das war damals, in der freien Natur, auch kein Problem und völlig normal, denn der ganze Stamm war eh immer in Bewegung. Heute sieht das natürlich anders aus. Wir leben in Kleinfamilien und haben uns und unseren Kindern den Alltag ziemlich kompliziert gemacht.
Hilf mir, es selbst zu tun
Zum Glück ist es ganz einfach und braucht gar nicht viel, euren Lebensraum so zu gestalten, dass dein Kind „das schon alleine kann“.
In solch einer vorbereiteten Umgebung wird es für deine Kinder ganz einfach und selbstverständlich, sich selbst um ihre Sachen zu kümmern. Alle werden zufriedener, euer Familienalltag entspannt sich und du gewinnst automatisch Zeit für dich.
Wie habt ihr eure Wohnung eingerichtet?
Können eure Kinder vieles selbst erledigen?
Oder hakt es an Menschen Stellen?
Schreib mir dazu gerne in den Kommentaren. Ich freue mich auf deine Gedanken!
Sonnige Grüße und bis bald
Deine Michaela
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