Wenn du meine ersten beiden Artikel aus der Reihe gelesen hast, weißt du inzwischen, wie Ordnung für Kinder funktioniert und wie du mit einer durchdachten, flexiblen Kinderzimmereinrichtung optimale Bedingungen schaffst, damit deine Kinder selbsttätig sein und in ihrem Zimmer entspannt und konzentriert spielen können.
Heute geht’s ans Eingemachte, nämlich an die Organisation und Aufbewahrung der ganzen Kindersachen. Die ist nämlich mindestens genauso wichtig.
Zum Glück ist es ganz einfach, ein für Kinder funktionierendes Ordnungssystem zu entwickeln, wenn du dabei ein paar Grundregeln beachtest:
- Jedes Teil bekommt seinen festen Platz.
- Die Ordnung und Kategorisierung richtet sich nach der Logik deines Kindes.
- (Spiel-)Sachen verschiedener Kategorien werden nicht gemischt.
- Behälter, Fächer und Schübe werden maximal zu 80 % gefüllt.
- Nicht stapeln!
- Dein Kind kann alle Behälter und Tabletts selbst erreichen und tragen.
Der erste Schritt
Die Voraussetzung für jedes gute Ordnungssystem ist die Übersicht.
Bevor du also anfängst, die Sachen deines Kindes einzuräumen, solltet ihr euch erstmal gemeinsam einen Überblick darüber verschaffen, zu welchen verschiedenen (Spiel-)Themen Dinge vorhanden sind, indem ihr diese nach Kategorien sortiert.
Jeder Mensch ist ein anderer Ordnungstyp, das gilt auch für Kinder. Die einen fühlen sich erst dann wohl, wenn sie alles ganz kleinteilig getrennt einsortiert haben (Mikroordnung). Für andere ist eine gröbere Ordnung völlig ausreichend (Makroordnung). Makrotypen werden sich schwertun, ein kleinteiliges Ordnungssystem einzuhalten, während sich für Mikrotypen eine gröbere Einteilung oft wie Unordnung anfühlt.
Wie fein die Kategorisierung sein soll, entscheidet deshalb am besten dein Kind. Natürlich kannst du es bei seinen Überlegungen unterstützen, aber letztendlich sollte sich die Einteilung nach der inneren Logik deines Kindes richten. Umso leichter wird es ihm fallen, die neu geschaffene Ordnung intuitiv zu pflegen.
Beispiele für grobe Kategorien:
- Lego
- Playmobil
- Puppensachen
- Kreativsachen
Und für feine Kategorien:
- Lego Mario, Lego Friends, Lego Bausteine
- Playmobil Fahrzeuge, Playmobil Feuerwehr, Playmobil Ponyhof
- Puppensachen für die große Puppe, Sachen für die kleine Puppe
- Malen, Tuschen, Basteln, Perlen, Kneten
Der optimale Platz
Der optimale Platz für jedes Teil ist dort, wo es am häufigsten benutzt wird, zusammen mit den Dingen, mit denen es genutzt wird.
Überlegt euch also erstmal:
- Was wird im Kinderzimmer alles gemacht?
- An welchem Platz wird es meistens gemacht?
- Nummeriere die Tätigkeiten danach, wie häufig sie gemacht werden.
Beim Einräumen bekommen zuerst die Dinge, die am häufigsten benutzt werden, ihren optimalen Platz, dann die zweithäufigsten usw.
Dieser Platz ist möglichst nah an dem Ort, an dem sie meistens benutzt werden.
Da sie so oft in Gebrauch sind, müssen diese Sachen natürlich auch am häufigsten wieder aufgeräumt werden. Deshalb sollte es dein Kind dabei besonders leicht haben. So vermeidest du schon mal einen großen Teil der Unordnung.
Die passende Aufbewahrung
Nun seht ihr schon viel klarer und wisst genau, wie viel Raum die einzelnen Kategorien benötigen, wie häufig sie genutzt werden und wo sie daher ihren Platz bekommen sollen.
Jetzt geht es daran, für jede Kategorie die optimale Aufbewahrungslösung zu finden.
Je gröber die Kategorien, desto größer werden sicherlich auch die Behälter sein. Bei der Auswahl des Behälters solltest du unbedingt darauf achten, dass dein Kind ihn ohne deine Hilfe ganz einfach bewegen kann. Das heißt, er sollte der Größe und den Fähigkeiten deines Kindes entsprechend handlich und im gefüllten Zustand nicht zu schwer sein.
Solltet ihr so viele Dinge einer Kategorie haben, dass der Behälter zu schwer für dein Kind wird, nehmt lieber 2 kleinere Boxen.
Bewährt haben sich Behälter mit stabilen seitlichen Griffen oder klappbaren Henkeln.
Für kleinteiligere Organisation, wie z. B. verschiedene Lego-Themen eignen sich mittelgroße Boxen, die du einfach ins Regal stellst.
Für ganz kleine Dinge, wie Bastelmaterial, Haarspangen usw. sind Dosen und Schraubgläser ideal. Diese kannst du in einer breiten, flachen Box, einem Tablett, auf einem schmalen Wandregal oder in Schubladen organisieren. Es gibt auch tolle, tragbare Organizer mit verschieden großen Fächern.
Wichtig ist auch hier, dass dein Kind den Behälter selber zu dem Ort tragen kann, an dem es benutzt wird. Noch besser ist es, besonders für Bastelmaterialien, einen festen Arbeitsplatz einzurichten.
Es gibt Spielsachen, die so kleinteilig sind, dass das Aufräumen, selbst für uns Eltern, wirklich nervig und mühsam ist.
Lego und Playmobil sind solche Klassiker.
Mein Tipp:
Breite eine Decke auf dem Fußboden aus, bevor ihr das Spielzeug darauf auskippt. Zum Aufräumen rafft ihr einfach die Ecken der Decke zusammen und schüttet das Spielzeug zurück in die Kiste.
Kleinere Kinder brauchen hier beim Aufräumen allerdings unsere Hilfe.
Eine gute Alternative für kleinere Kinder sind Aufräumsäcke. Das ist eine runde Decke, die man mithilfe einer Kordel im Rand zu einem Sack zusammenzieht. Hier bleibt das Spielzeug einfach im Sack, wenn es nicht benutzt wird.
Wohin mit aufgebauten Sachen?
Aus Lego und anderem Kreativspielzeug entstehen die schönsten Kunstwerke. Die sollen natürlich nicht gleich wieder abgebaut werden.
Also braucht ihr einen Platz, der flexibel für das genutzt wird, was gerade aktuell ist. Am besten plant ihr dafür einen breiten Regalboden ein. Auf einem passenden Tablett kann dein Kind sein Bauwerk ganz einfach selbst ins und aus dem Regal heraus bewegen. Um diesen Platz zu pflegen, braucht dein Kind sicher noch eine Weile deine Hilfe.
Die 80 % Regel
Kinder (und wir oft auch) neigen dazu, jede kleine Lücke für ihre Sachen zu nutzen. Das macht es ihnen manchmal schwer, an ihre anderen Dinge heranzukommen. Wenn sie etwas aus dem Regal nehmen wollen, kommt der Rest gleich hinterher. Oder sie haben ihre Aufbewahrungskisten so eng gestellt, dass sie sie nicht mehr richtig greifen können.
Oft packen sie ihre Kisten auch so voll, dass sie gar nicht mehr darin wühlen können, oder ihnen beim Transport etwas herausfällt.
Hier hat sich die 80%-Regel bewährt. Achte beim Einräumen darauf, dass alle Boxen, Schübe und Regalböden nur zu maximal 80 % gefüllt werden. So kann dein Kind seine Sachen ganz bequem herausnehmen und wieder zurücklegen.
Wie bekommst du das hin?
Boxen
In Boxen kannst du mithilfe eines Strichs die maximale Füllhöhe markieren. Dazu eignet sich ein wasserfester Stift oder ein Klebestreifen.
Schubladen
Mithilfe kleinerer Boxen kannst du Schubladen ganz einfach und übersichtlich unterteilen.
Um Kinderkleidung zu organisieren, eignen sich Stoffboxen in verschiedensten Größen. Da die Boxen in der Schublade bleiben, brauchst du hier keinen Abstand einzuhalten. Achte aber darauf, dass du auch diese Boxen nur zu 80 % füllst.
Viele Kleidungsstücke brauchst du bei diesem System nicht mal zusammenzulegen. Unterwäsche und Socken kannst du einfach in die Box „werfen“.
Die übrige Kleidung kannst du gefaltet und aufrecht hinter einander stehend aufbewahren. Das funktioniert besonders gut, wenn du sie in etwa auf die Breite und Höhe der Box faltest.
Dein Kind hat so seine Kleidung immer im Blick und kann einzelne Teile selbst hereinlegen und herausnehmen, ohne dass der ganze Stapel hinterher fällt. Bei dieser Anordnung merkst du außerdem sehr schnell, wie viel und welche Kleidung überhaupt in Gebrauch ist. Diese landet nämlich automatisch meistens vorne. Diese Erkenntnisse sind sehr nützlich für den nächsten Kleiderkauf.
Wie genau du die Kleidungsstücke faltest, spielt dabei kaum eine Rolle. Am praktischen und übersichtlichsten ist es allerdings, wenn die geschlossene Kante nach oben zeigt. So lässt sie sich am besten greifen. Auch kleinere Kinder können dabei prima mithelfen und werden ganz schnell begeisterte „Falter“.
Noch ein Tipp:
Plane im Kleiderschrank eine Box für getragene, aber noch saubere Kleidung ein, die dein Kind am nächsten Tag wieder anzieht. So sparst du dir das Zusammenfalten und reduzierst den Wäscheberg. Tagsüber ist hier Platz für den Schlafanzug.
Abstand halten
Für Spielsachen, verwendest du auch in Schubladen am besten Boxen mit Rand oder Griff, damit dein Kind sie gut greifen kann. Lass zwischen den Boxen jeweils eine Faust breit Abstand, dann kann dein Kind sie ganz einfach herausnehmen und zurückstellen.
Regalböden
Das Gleiche gilt für Regalböden. Wenn du auch hier diese „Faustregel“ einhältst, schaffst du nicht nur genügend Rangierabstand, sondern die einzelnen Dinge bekommen einen viel größeren Aufforderungscharakter.
Platz da für Tiefstapler!
Am besten funktioniert ein Ordnungssystem, wenn man möglichst wenig Hürden überwinden muss, um ein Teil an seinen Platz zurückzulegen.
Stapel sind für unsere Kinder ein fast unüberwindbares Hindernis.
Deshalb stelle Boxen niemals übereinander, sondern immer nebeneinander, selbst wenn sie sich noch so gut stapeln lassen. Ziehe lieber einen zusätzlichen Regalboden ein, um weitere Boxen unterzubringen.
Das gilt z. B. auch für Puzzles oder Gesellschaftsspiele.
Um trotzdem mehrere davon in ein Fach zu bekommen, kannst du sie einfach vertikal stellen, ggf. mit einem Gummiband gesichert.
Kinderbücher – Einfache Ordnung für kleine Bücherwürmer
Bücher sind natürlich ein ganz wichtiges Thema für uns und unsere Kinder – und auch eins mit viel Unordnungspotential. Deshalb habe ich ihnen einen eigenen Beitrag gewidmet.
Und wohin mit dem „Krimskram“?
In jedem Kinderzimmer gibt es einige Sachen, die dem Kind unheimlich wichtig sind, die sich aber keiner Kategorie sinnvoll zuordnen lassen, und die meist kaum bespielt werden. Oft stören uns Eltern gerade diese Dinge besonders.
Hierfür könnt ihr den Platz begrenzen, indem ihr eine separate „Schatz-“ oder „Krimskramkiste“ anlegt. Wenn ein neues Teil dazu kommen soll, die Kiste aber voll ist (80 %), muss ein anderes Teil gehen.
Kinderküche, Kaufmannsladen & Co.
Jetzt haben wir die Kleinteile schon gut geordnet. Doch was ist mit sperrigen Spielsachen?
Große, möbelartige Spielsachen oder Fahrzeuge nehmen dem Raum viel Spielfläche. Oft sind sie nur für ein bestimmtes Spiel geeignet und sorgen für ständige Reize, die die Konzentration deines Kindes auf ein anderes Spiel stören können.
Es empfiehlt sich, einen bestimmten Platz für diese Art von Spielzeug festzulegen und dort nur EIN Thema aufzubauen.
Solltet ihr mehrere davon in eurem „Sortiment“ haben, könnt ihr diese von Zeit zu Zeit austauschen. So bleiben sie außerdem lange interessant.
Der passende Rahmen
Sicher hast du es beim Lesen schon gemerkt:
Mit der Auswahl der Möbel und Aufbewahrungsbehälter hast du großen Einfluss auf die Ordnung im Kinderzimmer. Doch eine durchdachte Einrichtung kann noch mehr:
Sie begrenzt den zur Verfügung stehenden Platz und bietet so deinem Kind einen klaren Rahmen. Der macht es ihm möglich, selbst zu erkennen, wo etwas hingehört und wann etwas zu viel ist.
Nämlich dann, wenn der Schrank oder der Behälter voll ist.
Das funktioniert natürlich nur, wenn ihr bei der Einrichtung definiert habt, welche Flächen als Aufbewahrungsort dienen dürfen, und welche nicht.
Hier ist anfangs deine Begleitung gefragt. Doch glaube mir – irgendwann sagt dein Kind zu dir:
„Wir müssen noch Platz für meine Pokémon-Mappe machen.“
Wie habt ihr die Kindersachen organisiert?
Fällt es deinem Kind leicht, Ordnung zu halten?
Oder hakt es an manchen Stellen?
Teile deine Gedanken gerne in den Kommentaren. Ich bin schon sehr gespannt!
Sonnige Grüße und bis bald
Deine Michaela
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